Dienstag, 30. September 2008

Abenteuer Russland - 4. Tag

Dienstag, der 30. September 2008:

Wir verlassen zeitig unsere Unterkunft. Heute geht es endlich weiter nach Südrussland. Als Dankeschön und Abschiedsgeschenk stellen wir unserer "Hausdame" Larissa noch ein Souvenir vom Schwarzwald vor die Tür: Kirschwasser, Schwarzwälder-Schinken und einen original Tannenzweig einer Schwarzwälder Fichte.

Per U-Bahn und per Überlandbus geht es in Richtung Flughafen Moskau-Scheremetjewo.

Am Flughafen angekommen, würde ich gleich am eigenen Leib erfahren, was Korruption in Russland bedeutet. An den Flughäfen gibt es in der Regel eine Sicherheitskontrolle (mit Röntgen-Geräten) am Eingang, also beim Betreten des Gebäudes, sowie dann nochmals nach dem Einchecken. Bereits bei der ersten Kontrolle selektieren zwei Sicherheitsbeamte die Reisenden, ich vermute gezielt nach Touristen Ausschau haltend.

Als ich beim Ankleiden meiner Schuhe und meines Gürtels meinen deutschen Pass kurz ablege, ist für die Herren natürlich klar, daß ich Ausländer bin. Veronika, die einen russischen Pass hat, ist bereits durch die Kontrolle durch und läuft in Richtung Check-In. Ich werde auf Russisch angesprochen und verstehe natürlich garnichts. Verzweifelt rufe ich nach meinem "russischen Sprachrohr" - sie hört mich erst nicht, was offensichtlich zur Erheiterung der Grenzer beiträgt. Ich werde nervös. Nachdem ich drei Mal durch den ganzen Flughafen gebrüllt habe, kommt Veronika zurück. Die beiden Grenzer sind zwischenzeitlich von ihrem Vorgesetzten abgelöst worden.

Es gibt offensichtlich Probleme mit dem in russischer Sprache ausgefüllten Formular, auf welchem alle Reiseziele der Reise einzutragen sind. Das Reisebüro hatte hier offenbar schlampig gearbeitet; es ist jedenfalls nur Moskau dort eingetragen und nicht unser südrussisches Ziel. Komischerweise beanstandet der Zöllner nicht, daß ich mich bisher noch nicht habe registrieren lassen, obwohl bereits der vierte Tag in Russland angebrochen ist und das ja nun bis spätestens zum dritten Tag zu erfolgen hat.
Unsere Koffer dürfen wir zwischenzeitlich aufgrund des baldigen Abfluges einchecken. Er schaut auf die Uhr und weiß genau, daß er uns noch mindestens 15 Minuten hier festhalten kann, was er auch tut. Seine erste Frage ist sinngemäß "Wollen wir gesetzlich oder ungesetzlich vorgehen?", also mit anderen Worten "Soll ich Euch Probleme machen oder bestecht ihr mich?".
Der schmierige, kleine, fette Gnom von Zollmensch gibt uns den "guten Rat", das beanstandete Dokument in Zukunft einfach nicht mehr unaufgefordert vorzuzeigen, damit der Fehler nicht auffällt! Soooo wichtig scheint also das Dokument dann auch wieder nicht zu sein...
Veronika fragt mich, ob ich mich für den "gut gemeinten Ratschlag" nicht erkenntlich zeigen möchte; ich fuchtele sowieso schon die ganze Zeit mit meinem Portemonnaie rum, um den Gnom milde zu stimmen. Ich will ihm was geben, aber er lehnt ab - doch nicht in der Öffentlichkeit! Bestechung ist nämlich auch in Russland offiziell verboten! Plötzlich sagt mir Veronika, ich solle dem Zöllner folgen - wir gehen in eine blickdichte Kabine, wo wir ungestört sind. Ich überlege mir in diesem Moment, daß er so ziemlich alles mit mir machen könnte. Bevor ich diesen Gedanken vertiefen kann, sagt der Typ auf Russisch etwas zu mir. Ich weiß nicht, was er sagt, jedenfalls gebe ich ihm meine 1.000 Rubel (= knapp 50 €), was circa einem Drittel seines monatlichen Gehaltes entsprechen dürfte, was ich allerdings erst nachher erfahre. Ich verschwinde genauso schnell wieder aus der Kabine wie ich reingekommen bin und habe eine fast unbändige Wut im Bauch. Egal, ich bin froh, daß ich es hinter mir habe.
Immerhin habe ich uns schon vor meinem geistigen Auge mit der Deutschen Botschaft oder sonstigen staatlichen Institutionen telefonieren sehen, um die Weiterreise zu ermöglichen. Im nachhinein betrachtet war die ganze Aufregung vermutlich umsonst, aber da es für mich eine ungewohnte, fast schon bedrohliche Situation darstellte, war ich dementsprechend nervös. Ich hasse sowas!

Im Flugzeug der Aeroflot, während des Fluges mit der Nummer SU 785 in Richtung Mineralnyje Wody [Минеральные Воды] beruhige ich mich wieder ein wenig. Dort sitzt ein reicher Russe neben uns, dem Veronika von unseren Problemen eben erzählt. Er unterstützt uns bei der Grenzkontrolle, als wir in Mineralnyje Wody ankommen. Klare Ansage der beiden an mich: Direkten Blickkontakt mit den Grenzern vermeiden, nicht sprechen und möglichst gelassen und cool sein. Wir kommen ohne Kontrolle aus dem Flughafengebäude obwohl die Grenzer wie Raubtiere um die ankommenden Fluggäste schleichen.

Unser neuer "russischer Freund" besorgt uns allen ein Taxi, denn er möchte ebenso wie wir nach Pjatigorsk und schlägt daher vor, daß wir gemeinsam fahren könnten. Dafür sind wir dankbar. Wir teilen uns die Kosten von 600 Rubel. (Auf der Rückfahrt sollten wir erfahren, daß uns jene Taxifahrt dann nur 300 Rubel kosten sollte. Ob uns also bei der Hinfahrt der Russe oder aber der Taxifahrer uns alle über's Ohr gehauen hat, wird ein ewiges Geheimnis bleiben.)

Die Fahrt nach Pjatigorsk ist sehr interessant. Erste Eindrücke vom eher ländlich geprägten Südrussland überfluten mich. Die Stadt Pjatigorsk [Пятигорск] ist mit ihren knapp 140.000 Einwohnern nach der Stadt Stavropol (nach der die Region benannt ist) die zweitgrößte Stadt in der Region Stavropol.

Ich bin gespannt, wie das Hotel hier ist, aber ich bin ganz guter Dinge, denn es wurde in einigen Reiseberichten, die ich vorab gelesen hatte, wärmstens empfohlen. Angekommen im Hotel "Intourist" bin ich höchst besänftigt: Es ist ein sehr modernes Haus und unsere Zimmer sind gerade frisch renoviert worden, sodaß wir die ersten Gäste in den neuen Zimmern sind. Es gibt fliessendes und warmes Wasser, was hier nicht selbstverständlich ist. Dazu später mehr.

Meine längst überfällige, amtliche Registrierung scheint wieder ein Problem zu werden. Da ich mich innerhalb der ersten drei Tage registrieren lassen muß und wir heute bereits den vierten Tag des Russland-Aufenthaltes haben, sei eine Registrierung durch das Hotel nicht möglich. Ich kotze fast. Nach einigen Überredungskünsten durch Veronika sind die Mädels an der Rezeption dann doch bereit, die Formalitäten für mich zu erledigen. Uff!

Nach der Inspektion der Zimmer erkunden wir die Umgebung. Wir wandern durch die Stadt und erklimmen den nächstgelegenen Berg. Sehr spannend alles und sehr viele Eindrücke! Schaut Euch einfach die Fotos an!

Insgesamt ist Pjatigorsk ein Kurort mit vielen Heilquellen und heissen Mineralwässern. Die Stadt hat eine Art von "Ostalgie"-Charme, der sie für mich sympathisch macht. Die Menschen sind offen und freundlich und sehr neugierig auf Fremde, die hier offensichtlich nicht so oft auftauchen. Vermutlich bin ich eher einer der seltenen westlichen Gäste.

Abends suchen wir ein Restaurant auf, in dem gerade eine Hochzeitsfeier stattfindet. Wir dürfen uns an einen Nebentisch setzen und erleben so eine typische russisch-kaukasische Hochzeit, was ein ganz besonderes Event darstellt. Die Russen und auch die Kaukasier tanzen sehr gerne - auch die Männer! Ich lerne, die russische Musik von der kaukasischen zu unterscheiden. Die kaukasische Musik hört sich für mich als Laie ein bisschen in Richtung türkischer Musik an; dies verwundert ja auch nicht, denn die Türkei ist nicht so weit entfernt.

Sehr angenehm finde ich, daß in vielen der besseren Restaurants Livemusik gespielt wird. In der Regel wird dann ein Musikaufschlag berechnet. Diese Kröte schluckt man aber gerne, da die Qualität der Musiker, insbesondere der Sänger, oftmals wirklich erstklassig ist.

Da ich keine russischen Speisekarten lesen kann, bestellt Veronika immer eine Auswahl von Speisen. Sie hat dabei ein ausgesprochen gutes Händchen, denn ich bin von der russischen Küche mehr als begeistert.

Und noch eine Bemerkung: Da angeblich die Wasserleitungen in der Stadt "auf den Winter vorbereitet" werden, gibt es vielerorts kein Frischwasser; in der Regel steht in dieser Zeit in den Hotels und Restaurants nur ein Eimer mit Wasser und eine Schöpfkelle zur Verfügung. Die Toiletten werden nicht gespült. Daß wir im Hotel permanent Frischwasser und Warmwasser haben, ist der Tatsache zu verdanken, daß das Hotel einen Frischwasser-Tank im Keller hat und soweit möglich die Warmwasser-Aufbereitung gewährleistet. Übrigens ein Indiz für den "gehobenen Standard" der Unterkunft.

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Montag, 29. September 2008

Abenteuer Russland - 3. Tag

Montag, der 29. September 2008:

Der 3. Tag beginnt zu einer normalen Zeit mit der Einnahme eines Frühstückes in der Küche des Internats. Die Damen dort sind wie Ersatzmütter für die Kinder dort und es gibt in der Regel Hausmannskost, die direkt dort frisch gekocht wird. Zu erwähnen ist, daß die Russen bereits zum Frühstück warmes Essen zu sich nehmen: Borschtsch oder anderer Eintopf, Würstchen, Kartoffelpüree und immer viel Kraut in allen Variationen. Und die Russen trinken (neben dem Nationalgetränk Wodka) sehr gerne und viel Tee.

Nachdem wir uns gestärkt haben, machen wir uns auf den Weg ins nächste Postamt. Hintergrund: Spätestens am dritten Tag des Aufenthaltes muß sich der Tourist registrieren lassen. Bei einem touristischen Visum mit Übernachtung in einem Hotel wird diese amtliche Registrierung vom Hotel übernommen. Da wir jedoch nicht in einem offiziellen Hotel übernachten, kann diese Registrierung nicht dort getätigt werden; jedenfalls gehe ich zu diesem Zeitpunkt davon aus.
Wir müssen uns also am nunmehr dritten Tag in Russland und letzten Tag in Moskau noch "ein wenig" mit Formalitäten rumschlagen. Besser gesagt einen geschlagenen halben Tag lang! Wir werden im ganzen Postamt zu mehreren Stellen geschickt und stellen dann irgendwann frustriert fest, daß ich mich ausschließlich (wie bei einem Privatvisum) von einem in Moskau offiziell gemeldeten Einwohner anmelden lassen kann, der mir bestätigt, daß ich bei ihm zu Besuch bin. Das endet dann so, daß wir auf der Straße fremde Menschen ansprechen und fragen, ob sie sich nicht etwas dazu verdienen möchten und mit mir die Anmeldung machen würden. Es erklärt sich keiner bereit dazu. Ich vermute, keiner will potentiell Ärger mit der Miliz bekommen.
Ich stelle fest, daß die Russen auf den ersten Blick sehr kurz angebunden, oft sogar unfreundlich und ruppig sind; und nicht sehr gesprächig, sondern sie geben nur soviel Information preis, wie unbedingt nötig ist. Kommt man jedoch mit ihnen ins Gespräch, werden sie sehr schnell mitteilsamer, freundlich und sind plötzlich sehr offen und hilfsbereit. Dies merke ich erneut, als wir nach der fehlgeschlagenen Registrierungsaktion frustriert in einem Café eine Pause machen. Wir kommen dabei mit dem am Nachbartisch sitzenden Tschetschenen (eine russische Volksgruppe) ins Gespräch, der mir bereitwillig das Formular zur Registrierung ausfüllt und seine persönlichen Daten mit Firmenstempel ergänzt. Sehr freundlich! Leider helfen uns seine Firmendaten auch nicht wirklich weiter, weil die Registrierung damit noch komplizierter ist als bei einer Privatperson, wie wir anschliessend, wieder zurück im Postamt erfahren.
Wir stellten die Aktion gegen 14 Uhr frustriert ein. Mit "Mut zur Lücke"!

Da ich unbedingt noch in den Kreml zur Besichtigung und auch das Lenin-Mausoleum besuchen möchte, machen wir uns dorthin auf. Die Stimmung ist an einem Tiefpunkt angelangt und ich bin gereizt.

Im Kreml selbst besuchen wir diverse Sonderausstellungen und auch das Kreml-Museum. Beeindruckend ist auf jeden Fall die Zarenkanone und die Zarenglocke im Innenhof des Kreml.

Als wir den Kreml inklusive der zahlreichen Kirchen dort besichtigt haben, wird es bereits dunkel. Frustriert stellen wir fest, daß wir nicht mehr ins Lenin-Mausoleum reinkommen, da dieses bereits geschlossen ist. Auch die Grabmäler von Stalin oder sonstiger Zaren bleiben mir verwehrt. Sehr schade!

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Sonntag, 28. September 2008

Abenteuer Russland - 2. Tag

Sonntag, der 28. September 2008:

Heute ist Sonntag. Eigentlich wollte ich ja einem Gottesdienst in einer der vielen Russisch-Orthodoxen Kirchen beiwohnen. Aufgrund der langen Nacht zuvor kommen wir jedoch erst gegen Mittag aus dem Haus.
Wir brunchen in einem nahegelegenen Restaurant der Schnellimbißkette "Muh Muh". Dort gibt es typische russische Gerichte. Ich probiere das erste Mal ein meinem Leben den berühmten "Borschtsch" - dieser Eintopf schmeckt wirklich köstlich! Auch sonst bin ich offen für allerlei Spezialitäten der russischen Küche. Alles sehr lecker!

Veronika möchte mir einen bekannten Basar in Moskau zeigen. Frauen halt! 😉  Ich glaube, wir haben im Laufe dieser Woche alle ortsansässigen Basare abgeklappert... Aber ich gebe zu, daß dieser erste Besuch wirklich interessant ist. Auf etlichen Quadratkilometern befindet sich ein Stand neben dem anderen. Und all die typisch russischen Souvenirs... So viele dieser typischen Matrjoschkas auf einem Fleck! Veronika will mich dazu bewegen, ebenso wie sie in Kaufrausch zu verfallen, aber ich halte mich zurück. Als es schon dunkel und langsam kalt wird, schliesst der Basar und wir kommen zu einem zwangsläufigen Ende unserer Shoppingtour.

Um uns wieder ein wenig aufzuwärmen, trinken wir in einem kaukasischen "Café" einen Tee und ich esse eine landestypische Süßspeise. Die kulturellen Eindrücke dort begeistern mich - die Menschen dort sitzen bei kaukasischer Musik, trinken Tee und Wodka und pflegen ihre Sozialkontakte. Der Kellner ist sehr gesprächig und nett und erzählt uns in gebrochenem Englisch (!), daß er gerne in den Westen auswandern möchte - irgendwann vielleicht mal.

Ich will unbedingt zum Kreml, den ich heute am zweiten Tag in Moskau immer noch nicht zu Gesicht bekommen habe. Ich witzele, ob es den Kreml überhaupt wirklich geben mag, denn irgendwie gibt es immer noch andere Dinge zu tun - vorher.

Endlich, es ist schon lange Abend, erreichen wir den Kreml, das Machtzentrum und die Schaltzentrale Russlands. Ich bin wirklich sehr beeindruckt! Mir kommt die Szenerie total irreal vor. Veronika behauptet, ich hätte diesmal nun wirklich mit offenem Mund und völlig sprachlos dagestanden. Wir umrunden den Kreml auf südlicher Seite und laufen am Fluß Moskva entlang.

Wir biegen dann wieder in Richtung Norden ab und passieren die absolut beeindruckende Basilius-Kathedrale in Richtung Roter Platz.
Bei Nacht sind diese Sehenswürdigkeiten alle noch geheimnisvoller als bei Tag! Auf der nördlichen Seite des Kreml befinden sich die Nekropole an der Kremlmauer, ein Ehren- und Heldenfriedhof. Als wir auch diese Seite angeschaut haben, gehen wir zum Abschluß noch in ein Bistro, welches sich gegenüber des Lenin-Mausoleums, im Erdgeschoß des GUM befindet, einen Absacker trinken.

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Samstag, 27. September 2008

Abenteuer Russland - 1. Tag

Samstag, der 27. September 2008:

Heute hat mich um 06:00 Uhr mein Wecker geweckt. Nach einem ausgiebigen Frühstück im Hotel hole ich überpünktlich um 08:15 Uhr meine Dolmetscherin Veronika mit dem Taxi zu Hause ab. Sie ist gerade noch dabei, die letzten Sachen in ihrem Koffer zu verstauen. Mein erster Eindruck: Sie scheint ziemlich chaotisch zu sein! Na super, passt ja dann wie Faust auf's Auge zu einem Pedanten wie mir... 😳
Weiter geht's mit dem Taxi zum Berliner Flughafen Schönefeld. Abflug gegen 09:45 Uhr mit Aeroflot-Flug Nummer SU 112 nach Moskau, Flughafen Scheremetjewo.

Als wir Polen und Weissrussland hinter uns gelassen haben, wird es mir zum ersten Mal bewußt, daß wir den "Schutzbereich" der NATO verlassen und in den Bereich des ehemaligen Warschauer Paktes eingetaucht sind. Ein wenig mulmig ist mir schon - immerhin sind wir jetzt bald "beim Russen".

Nach der Landung müssen wir uns erstmal eine russische Telefonkarte besorgen, damit wir in Russland zu verkraftbaren Tarifen telefonieren können. Mit deutscher Sim-Karte werden das sonst alles teure Auslandstelefonate. Das ganze Procedere ist nach circa einer Stunde erledigt.

Jetzt aber mal schleunigst in Richtung Moskau-City. Erstmal ins Hotel einchecken und dann in die Stadt. Mit einem Bus fahren wir gefühlte 60 Minuten bis wir erstmal den U-Bahn-Bereich erreichen. Bereits im Bus knüpft Veronika den ersten Kontakt zu Mitfahrenden. Sie sind sehr interessiert an meiner Geschichte und finden es toll, daß ich diese Reise unternehme. Die ersten Eindrücke sind ganz vielfältig für mich. Die Busfahrt mit den vielen Einheimischen und die ersten russischen Sprachfetzen, die ich aufschnappe, alles fasziniert mich. Vermutlich stehe ich mit offenem Mund da. Ich sauge jedenfalls alles auf wie ein Schwamm.

Nach einer weiteren Stunde kommen wir also endlich in dem von mir über HRS gebuchten Hotel "Sevastopol 2" an. Um es wenigstens an dieser Stelle kurz zu machen: Das Hotel geht garnicht, es ist schlicht eine Zumutung! {Anmerkung: In 2008 eine Bruchbude und gerade in Renovierung begriffen, inzwischen mag es dort anders aussehen!} Bereits an der "Rezeption", die eher wie ein Postschalter aussieht, fragen uns die Damen, ob wir uns nicht lieber die Zimmer erstmal ansehen wollen, bevor wir einchecken. Ist ja irgendwie auch bezeichnend. Ihnen ist wohl klar, daß ich als "Westler" nicht zwingend in diesem Etablissement bleiben will. Es ist alles ziemlich primitiv und das halbe Gebäude ist eine Baustelle! Nach der Besichtigung eines der besseren Zimmer lehnen wir dankend ab.

Toll, es ist fast schon 17:00 Uhr und wir haben noch keine Bleibe! Auf dem Rückweg zur U-Bahn-Station fängt es an zu regnen. Passt ja irgendwie auch alles zusammen - ich komme mir wie in einem Film vor. Wir halten erstmal inne und essen jeder ein Bliny, eine russische Spezialität, ähnlich der französischen Crepes, an einem Straßenverkauf-Wagen. Sehr lecker!

Untergekommen sind wir dann in einer Privatschule/Internat, in welchem die Schüler auch übernachten können. Nach telefonischer Organisation durch Veronika gibt es die gute Nachricht, daß wir dort einchecken können. Sie kennt von ihrem letzten Moskau-Besuch Larissa, die Dame, die die Zimmer dort vermietet. Ich bin froh, als wir endlich dort unser Dach über dem Kopf gefunden haben.

Abends ziehen wir ins Moskauer Nachtleben: Erst Abendessen im Restaurant "Dogus", dann in eine Karaoke-Bar "Point-Lounge", anschliessend noch in die Diskothek "Hungry Duck" und abschliessend in den frühen Morgenstunden noch in die In-Diskothek "B2".
Grundsätzliche Regel: Vor Restaurants, Diskotheken und Clubs mit Türsteher immer Deutsch reden, das ist die Eintrittskarte, denn ausländische Touristen werden in der Regel eingelassen, da Geld winkt.

Müde fallen wir gegen 04:00 Uhr morgens in unsere Betten. Das war ein langer Tag!

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Freitag, 26. September 2008

Abenteuer Russland (Vortag)

Freitag, der 26. September 2008:

Nun ist es also soweit: Nach fast drei Jahren intensiver Recherche und Planung, vielen Rückschlägen und ungeplanten Unwägbarkeiten, beginnt also heute mein ganz persönliches "Abenteuer Russland"! Ich möchte Euch daran teilhaben lassen. Es soll gleichzeitig ein ganz privater Reisebericht über diese, für mich ganz besondere Reise sein; ein Reisetagebuch als meine ganz besondere Erinnerung.

Heute bin ich nachmittags von Stuttgart nach Berlin geflogen. Eine Übernachtung gönne ich mir noch in Deutschland, um morgen in aller Herrgottsfrühe von Berlin aus nach Moskau aufzubrechen.

Abends in meinem Best Western Euro Hotel in Berlin bin ich in freudiger Erwartung und ziemlich aufgeregt, ob das alles so klappen wird. Meine Dolmetscherin Veronika habe ich über die Business-Plattform XING aufgestöbert. Sie ist bereit, meine Reise als Dolmetscherin zu begleiten. Ohne Sprachkenntnis der russischen Sprache bin ich dort ziemlich aufgeschmissen.
Wird schon alles klappen - erstmal noch ein paar Stunden die Augen zumachen.
Morgen beginnt das Abenteuer!

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Donnerstag, 25. September 2008

Ahnenforschungsreise nach Russland

Ich freue mich ganz arg: Morgen werde ich nun endlich meine langersehnte Russland-Reise antreten!

26.09.2008 Stuttgart (HOME) ➡ Berlin
27.09.2008 Berlin ➡ Moskau
27.-30.09.2008 Moskau
30.09.2008 Moskau ➡ Mineralnyje Wody
30.09.-04.10.2008 Pjatigorsk / Georgijewsk
04.10.2008 Mineralnyje Wody ➡ Moskau ➡ Berlin
05.10.2008 Berlin ➡ Stuttgart (HOME)

("➡" = Flüge)

Ziel der Reise - neben des Besuches von Moskau - ist die knapp 70.000 Einwohner große Stadt Georgijewsk, wo mein Opa in einem Kriegsgefangenenlager 1947 an Krankheit verstorben ist und in einem Massengrab anonym begraben wurde.

Eine detaillierte Erlebnisdarstellung findet Ihr in den folgenden Beiträgen, beginnend mit dem ersten zu diesem Thema, unter "Abenteuer Russland" beziehungsweise gefiltert abrufbar unter dem Label "Russland" (siehe Menüleiste rechts!).

Viel Spaß beim Lesen, Euer M@tze.

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